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Hänselerüssel

Miniatur zur Agnes-LegendeMit seinem Rüssel neckt der Hänsele die Leute, mit Vorliebe natürlich die Mädchen, indem er ihnen "eine lange Nase macht". Ist auf diese Weise der Kontakt erst einmal hergestellt, so beginnt er manchmal unversehens zu "schnurren", gibt allerlei Sinniges oder Unsinniges von sich, allerdings ohne zu verletzen. Auch Komplimente werden unter der Maske offen ausgesprochen, die sonst nur schwer oder nie über die Lippen kämen, und Berührungsängste sind ganz plötzlich verschwunden. Der Brauch des Schnurrens (von "Schnurre" = "Posse, komischer Einfall") geht auf den Hof- oder Schalksnarren zurück, der früher bei Hofe den Spaßmacher mimte, aber auch den anderen, nämlich weisen Narren verkörperte, der es häufig als einziger wagen durfte, die Wahrheit zu sagen (Rügerecht des Narren). Das Necken mit dem Rüssel erinnert aber auch an die bildhafte Vorstellung aus dem 16. Jahrhundert, man müsse "jemanden mit dem Fuchsschwanz streichen", "fuchsschwänze(l)n", um ihm zu schmeicheln und ihm etwas vorzuheucheln. "Fuchsschwänzer" war ab dem 16. Jahrhundert eine der schlimmsten Beschimpfungen.

Für die Mutmaßung, daß die Hänselehaube von einer Pest- oder Schandmaske herstamme, gibt es keinerlei Beweise. In der spätgotischen Kirche in Oberdiebach am Mittelrhein findet sich allerdings eine Wandzeichnung, die einen Teufel mit einer extrem langen Nase zeigt, die von demselben mit der Hand gehalten wird, so wie auch der Hänsele zeitweise seinen Rüssel hochhält. Diese und weitere Teufelsdarstellungen mit Rüssel bzw. langer Nase, wie beispielsweise in einer Miniatur zur Agnes-Legende vom Anfang des 14. Jh., die sich in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe befindet, legen vielmehr die Vermutung nahe, daß es sich beim Rüssel des Hänsele um ein uraltes Teufelsattribut handelt.



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